Warum habe ich keine anderen Hobbys? Zum Beispiel Golf, ist auch ein schöner Sport an der frischen Luft, man bewegt sich in einem begrenzten Gebiet, die Höhenmeter sind vernachlässigbar, kann einen Titan- oder Carbonfetisch auch ausleben und sein Handicap verbessern. Aber nein, statt dessen betreibe ich die vermutlich bekloppteste Beschäftigung der Welt, Fortbewegung auf zwei Rädern ohne Motorkraft und das auch noch im Hochgebirge. Aber alles der Reihe nach.

Eigentlich wollte ich doch nur zum Strand.

 

Dummerweise hatte man mir als Badeort Susa empfohlen, ein kleiner Ort links von Turin. Meine Versuche ein Zimmer mit Strandblick zu bekommen, stieß bei den dort ansässigen Hotels auf wenig Verständnis. Irgendwie habe die mich nicht ernst genommen. Ein langer Blick auf die Karte ließ mich vermuten, das meine Italienischkenntnisse nicht ausreichend waren oder lag es doch an den paar Hügeln, die den Blick aufs Mittelmeer versperrten? Egal, werden die paar Meter halt mit dem Rad überbrückt, die Westalpen kannte ich bisher nur vom motorbetriebenen Zweirad aus.  Da ich nicht gerne alleine reise, gab ich in einem einschlägigen Forum eine einschlägige Anfrage auf.

01.09.-09.09 Westalpencross

Wer hat von den Ostalpen genug? Möchte Bergeinsamkeit anstatt Bikermassen, gigantische Panorami anstelle einfacher Panorami, keine Wahl anstatt Qual der Wahl zwischen mehreren Hütten, Fragezeichen anstelle von Wanderwegmarkierungen, richtiges Eis anstatt Dolomiti, Schiebung anstelle von Liften, Gebete anstatt einfachen Flüchen. 

Das alles und noch viel mehr, würde ich dir geben, wenn ich König der Westalpen wär……………. Schmerz bei Seite. 

Bevor mein körperlicher Zerfall fortschreitet, möchte ich doch noch per Muskelkraft durch die Westalpen. Allerdings reicht mir eine Woche körperliche Ertüchtigung am Stück vollkommen aus und deshalb lass ich den Alpenhauptkamm einfach nördlich liegen und fange gleich mit den südlichen Highlights an.

Start ist in Susa im Susa Tal. 

Zuerst ist lockeres Raufrollen zur Assietta Kammstrasse angesagt, dort wird die alte, nördliche Strecke bis zur Testa angesteuert. 

Nach dem der Betonschock in Sestriere folgt das traumhafte Tal zum Col de Thures, an dessen Ende allerdings eine längere Schiebung erfolgen muss, bevor der Belohnungstrail folgt. 

Irgendwie wird sich am Monte Viso vorbeigeschmuggelt und das Varaita Tal angesteuert. Über den Passo Sampeyre gelangt man durch die Evisa Schlucht ins Maira Tal und macht sich auf, die traumhafte Varaitra Maira Kammstrasse zu erklimmen. 

Nach der Pause am Rifugio Gardetta, geht es über alte Militärwege ins Stura Tal. 

Auf verschlungenen Wegen wird der Einstieg zur Ligurischen Grenzkammstrasse erreicht. Teils auf der Kammstrasse, teils aber auch auf dem Alta Via Ligure, sprich Trails, kommt das Mittelmeer immer näher. 

Falls der Abzweig auf der Kammstrasse Richtung Passo Gouta nicht verpasst wird, erreicht man auf alten Wegen und Pfaden eine ausgeschilderte Bikestrecke oberhalb von Ventimiglia. Als Belohnung erfolgt nun noch eine kleine Singeltrailorgie, bevor uns Asphalt bis zum Strand begleitet. 

Die genaue Strecke habe ich noch nicht ganz fertig gestellt, es gibt da ein paar Varianten, aber es dürften so max. 400 km und 13000 Hm werden. In 8 Tagen sollte dies relativ locker machbar sein. 

Also, die Planung liegt bei mir, Mitfahrer dienen zur geistig, moralischen Unterstützung, da wir auf der Tour wahrscheinlich oft sehr einsam sein werden. 

Verkehrsmittel zurück von Ventimiglia wird der Zug sein, ist nach Susa kein Problem. Hinfahrt ist auch per Zug möglich, bei mehren Mitfahrern ist das Auto natürlich preiswerter, allerdings auch stressiger. Ansonsten sind meine Quälitäten ja bekannt, bin dann mal gespannt. 

Erstaunlicherweise meldeten sich ein paar potentielle Mitfahrer, von denen dann zwei übrig blieben.

Der Herr hummock, im wahren Leben auch Uli genannt, der sich ganz gerne quält, sehr vorteilhaft auf dieser Tour. Fährt den gleichen Panzer wie ich, vernünftiger Weise allerdings mit den originalen Federelementen.

Haben schon viele Touren zusammen unternommen, hat allerdings keine Alpenerfahrung.

Der Herr RICO, einfacher Weise auch Rico genannt. Hat bei dieser Tour seine Jahresleistung von 100.000 Hm vollgemacht, mehr brauche ich wohl nicht zu sagen. 

Kennen uns schon lange, hat reichlich Alpenerfahrung.

Ach so, ich bin der Herr on any sunday, im wahren Leben Michael genannt, fahre das gleiche Scott Nitrous SL wie der Uli. Habe allerdings das Teil durch den Einbau von Stahlfederelementen schwersinniger Weise alles Andere als SL gemacht. Dies habe ich auf dieser Tour bergauf reichlich bereut, da ich dummer Weise auch noch den schwersten Rucksack und mein Helmkamersgedöns mit mir rumschleppte, bergab allerdings war es höchst vergnüglich

Noch wusste ich nicht, das der erste Absatz in meiner Anfrage von der grausamen Wirklichkeit weit übertroffen werden sollte. 

Für Planungsmittel bitte hier klicken:  

Zu jedem Tag gibt es das unvermeidliche Geschreibsel, ein paar fotografische Beweisfotos, ein Videobericht mit bewegten Bildern des Tages und für Freunde der satellitengestützten Navigation den Track. Mögen die Spiele beginnen.

 

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